Geschichten zum Nachdenken

Funke der besondere Drache

Ein kleiner Drache entdeckt, dass seine ungewöhnliche Fähigkeit genau das ist, was der Drachenwald braucht.

Funke der besondere Drache: Eine Geschichte über Einzigartigkeit

Hoch oben in den Bergen, versteckt zwischen dichten Tannenwäldern und glitzernden Bächen, lebten die Feuerdrachen. Große und kleine, rote und goldene – sie alle konnten mächtige Flammen spucken, die bis in den Himmel reichten. Alle, bis auf einen: Funke. Funke war ein kleiner blauer Drache mit silbernen Schuppen, die im Sonnenlicht funkelten wie Sterne. Aber anstatt Feuer zu spucken wie alle anderen Drachen, kam aus seinem Mund nur kühle, frische Luft.

Wenn die anderen jungen Drachen Feuerspuckwettbewerbe machten und ihre Flammen meterhoch in die Luft schossen, stand Funke daneben und pustete sanfte Windstöße, die nicht einmal ein Blatt zum Rascheln brachten.

„Schaut mal, der frostiger Funke!“, lachte Blitz, der größte der jungen Drachen, und wirbelte mit seinem feurigen Atem kleine Äste in die Luft. „Du bist kein richtiger Drache! Ein Drache ohne Feuer ist wie ein Vogel ohne Flügel!“

Die anderen kicherten, und Funke zog sich traurig zurück.

„Vielleicht haben sie Recht“, dachte er, während er am Waldsee saß und sein Spiegelbild betrachtete. „Wozu bin ich gut, wenn ich nicht einmal eine kleine Flamme erzeugen kann?“ Er seufzte, und sein kühler Atem kräuselte die Wasseroberfläche.

Da spürte er plötzlich etwas Weiches an seinem Fuß. Es war ein kleines Kaninchen mit zitternder Nase.

„Hallo, kleiner Drache“, sagte das Kaninchen. „Dein kühler Atem fühlt sich wunderbar an. Die Sonne brennt heute so heiß, und du hast mir eine angenehme Erfrischung geschenkt.“

Funke blinzelte überrascht. „Wirklich? Dir gefällt mein kühler Atem?“

Das Kaninchen nickte eifrig. „Aber natürlich! Es ist etwas ganz Besonderes!“ Funke lächelte zum ersten Mal seit langem. Vielleicht war seine Fähigkeit doch nicht so nutzlos, wie er gedacht hatte.

Das gefährliche Waldfeuer

An einem besonders heißen Sommertag spielten die Drachenkinder am Waldrand. Sie versuchten, wer die höchste Flamme spucken konnte. Funke saß abseits und beobachtete sie mit gesenktem Kopf.

Plötzlich rief Blitz: „Seht mal! Was ist das für ein Rauch dort drüben?“ Alle drehten sich um. Jenseits der Lichtung stieg eine dunkle Rauchwolke auf.

„Das Unterholz brennt!“ rief Amber, ein orangefarbener Drachenjunge. „Der heiße Sommer hat alles ausgetrocknet!“

Die kleinen Drachen flogen aufgeregt zum Feuer. Doch was als harmloser Spaß begann, wurde schnell gefährlich. Der Wind hatte sich gedreht und trieb die Flammen immer weiter in den Wald hinein. Die Drachenkinder versuchten, näher heranzufliegen, aber die Hitze und der Rauch waren zu stark, selbst für Feuerdrachen.

„Was sollen wir tun?“ rief Amber verzweifelt. „Das Feuer breitet sich aus! Die Waldtiere werden eingeschlossen!“

Tatsächlich konnten sie schon die ängstlichen Rufe der Waldtiere hören, die von den Flammen umzingelt waren. Die kleinen Drachen flatterten hilflos umher.

„Unsere Eltern sind auf der anderen Seite des Berges“, sagte Blitz mit zitternder Stimme. „Bis sie hier sind, ist es zu spät!“

Funke hatte sich bisher zurückgehalten. Doch jetzt trat er vor und schaute auf das Feuer. Die anderen bemerkten ihn kaum.

„Ich werde helfen“, sagte er leise.

Blitz drehte sich um und lachte bitter. „Du? Was willst du tun? Uns mit deinem lächerlichen kühlen Hauch erfrischen, während der Wald niederbrennt?“

Funke antwortete nicht. Stattdessen breitete er seine Flügel aus und flog direkt auf das Feuer zu.

„Funke, nein!“ rief Amber. „Es ist zu gefährlich!“

Aber Funke flog weiter. Zu seiner eigenen Überraschung spürte er, dass der Rauch und die Hitze ihm weniger ausmachten als den anderen. Sein Körper, der immer etwas kühler war als der seiner Freunde, schien ihn zu schützen.

Er flog tiefer und tiefer in die Rauchwolke hinein, bis er die eingeschlossenen Tiere sehen konnte: eine Hasenfamilie, zitternde Rehe, ein paar Füchse und viele kleine Waldgeschöpfe, die sich ängstlich zusammendrängten, während die Flammen immer näher kamen.

Funkes mutige Rettungsaktion

„Keine Angst“, rief Funke ihnen zu. „Ich helfe euch!“ Er holte tief Luft und blies seinen kühlen Atem über die nächsten Flammen. Zu seiner Überraschung wurden die Flammen kleiner, und ein kleiner Pfad öffnete sich.

Ermutigt blies er noch kräftiger, und sein eisiger Atem ließ die Flammen zurückweichen.

„Hier entlang!“, rief er den Tieren zu. „Schnell, folgt mir!“

Die Tiere zögerten nicht. Sie liefen durch den Pfad, den Funke mit seinem Atem geschaffen hatte. Der kleine Drache flog langsam rückwärts, immer weiter blasend, um den Weg freizuhalten. Seine Lungen brannten von der Anstrengung, aber er gab nicht auf.

„Weiter, weiter!“, ermunterte er die Tiere.

Die Kaninchenmutter, die er vom See kannte, blieb kurz stehen und sah zu ihm hoch. „Ich wusste, dass deine Gabe etwas Besonderes ist, Funke!“

Draußen warteten die anderen Drachenkinder mit offenen Mündern. Sie konnten nicht glauben, was sie sahen: Funke führte eine ganze Parade von Waldtieren sicher durch die Flammen ins Freie.

Als der letzte Fuchs den sicheren Bereich erreicht hatte, drehte sich Funke um und flog zurück in Richtung des Hauptfeuers.

„Funke, bleib hier!“ rief Amber. „Du hast genug getan!“

Aber Funke wusste, dass er mehr tun konnte. Er flog höher und sammelte all seine Kraft. Dann stürzte er sich in die Mitte des Feuers, genau dorthin, wo es am stärksten brannte, und ließ einen mächtigen Strom kühler Luft aus seinem Mund strömen.

Die Flammen tanzten und kämpften gegen seinen Atem, aber Funke gab nicht auf. Er kreiste über dem Feuer, immer wieder kühle Luftstöße hinabsendend, bis die Flammen kleiner wurden und schließlich ganz erloschen.

Erschöpft, mit rußverschmierten Schuppen, landete Funke wieder bei den anderen Drachen. Für einen Moment war alles still. Dann begann Blitz zu klatschen, mit seinen Flügeln zu schlagen und zu jubeln. Die anderen fielen ein, und bald hallte der ganze Wald wider von ihrem begeisterten Gebrüll.

Ein Held wird anerkannt

„Das war unglaublich, Funke!“ rief Amber und umarmte ihn mit ihren Flügeln. „Du hast den ganzen Wald gerettet!“

Funke lächelte verlegen. „Ich habe nur getan, was ich konnte.“

„Und das war mehr, als wir alle tun konnten“, sagte Blitz, der nun kleinlaut wirkte. Er schob seine großen Füße hin und her und sah Funke an. „Es tut mir leid, dass ich dich ausgelacht habe. Dein kühler Atem ist viel wertvoller als unser Feuer.“

Funke schüttelte den Kopf. „Jede Gabe hat ihren Platz und ihre Zeit. Eure Flammen bringen Licht und Wärme. Mein kühler Atem bringt… nun ja, Kühlung, wenn sie gebraucht wird.“

In diesem Moment kamen die erwachsenen Drachen angeflogen, alarmiert durch die Rauchwolken. Sie waren erstaunt zu hören, was geschehen war. Der alte Drachenhäuptling trat vor und legte seine große Klaue auf Funkes Schulter.

„Heute hast du uns allen eine wichtige Lektion erteilt, junger Drache. Das, was uns anders macht, kann unsere größte Stärke sein. Von heute an sollst du einen besonderen Platz in unserem Clan haben. Du bist Funke, der Beschützer des Waldes.“

Die erwachsenen und jungen Drachen jubelten, und die geretteten Waldtiere, die sich am Waldrand versammelt hatten, stimmten mit ein.

Inmitten all des Jubels flatterte ein Schmetterling herbei und setzte sich auf Funkes Nase. „Danke“, flüsterte er. „Dank dir kann ich weiter durch den Wald tanzen.“

Funke lächelte. Er wusste jetzt, dass er genau so war, wie er sein sollte. Ein Drache mit einer besonderen Gabe, die genau dann zum Vorschein kam, wenn sie am meisten gebraucht wurde.

Von diesem Tag an lachte niemand mehr über Funkes kühlen Atem. Die jungen Drachen baten ihn sogar oft, ihnen nach ihren Feuerspiel-Wettbewerben eine erfrischende Brise zu schenken. Und wenn in den heißen Sommermonaten der Wald zu trocken wurde, flog Funke über die Bäume und versprühte seinen kühlenden Atem, um Brände zu verhindern.

Er hatte seinen Platz gefunden – nicht als Drache, der versuchte, wie alle anderen zu sein, sondern als Drache, der stolz auf seine Einzigartigkeit war. Und wenn ihr einmal durch einen kühlen Waldwind erfrischt werdet, dann denkt daran: Vielleicht war es Funke, der euch einen freundlichen Gruß schickt.

Funkes Weisheit für uns alle

Manchmal fühlen wir uns anders als die anderen – so wie Funke, der kein Feuer spucken konnte wie die anderen Drachen. Aber Funkes Geschichte lehrt uns, dass genau das, was uns besonders macht, oft unsere größte Stärke sein kann.

Jeder von uns hat einzigartige Talente und Eigenschaften. Statt zu versuchen, wie alle anderen zu sein, sollten wir unsere besonderen Gaben entdecken und mit Stolz einsetzen. Denn vielleicht kommt eines Tages der Moment, in dem genau diese besondere Eigenschaft gebraucht wird – so wie Funkes kühler Atem, der den Wald und seine Bewohner rettete.

Also denkt daran, liebe Kinder: Seid stolz auf das, was euch einzigartig macht. Denn wie Funke es bewiesen hat – manchmal ist es genau das, was die Welt um euch herum am meisten braucht!

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