Geschichten zum Nachdenken

Max und die Geschmäcker der Worte

Ein Junge kann Worte schmecken und hilft einem traurigen Mitschüler dabei, dass seine bitteren Worte wieder süß werden.
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Max und die Geschmäcker der Worte

Max war ein ganz normaler Achtjähriger mit strubbeligen braunen Haaren und einem breiten Lächeln. Doch seit seinem achten Geburtstag war etwas ganz Außergewöhnliches mit ihm passiert: Er konnte Worte schmecken!

Am Anfang dachte Max, dass alle Menschen das konnten. Wenn seine Lehrerin ‚Schule‘ sagte, schmeckte er Kreide und das warme Pausenbrot aus seiner Brotdose. Das Wort ‚Freundschaft‘ schmeckte wunderbar nach Erdbeereis an einem heißen Sommertag. ‚Mama‘ schmeckte nach warmer Milch mit Honig, und ‚Geburtstag‘ explodierte wie bunte Zuckerwatte auf seiner Zunge.

Max fand seine neue Fähigkeit anfangs verwirrend, aber auch aufregend. Er begann, seine Lieblingswörter zu sammeln wie andere Kinder Sammelkarten sammeln. ‚Sonnenschein‘ schmeckte nach goldenen Honigkeksen, ‚Lachen‘ nach prickelnder Limonade und ‚Abenteuer‘ nach knusprigen, warmen Waffeln mit Ahornsirup.

Der neue Mitschüler Jakob

Eines Montags betrat ein neuer Junge ihre Klasse. Er war etwas kleiner als Max, hatte dunkle Haare und schaute schüchtern zu Boden. „Das ist Jakob“, sagte Frau Müller, ihre Lehrerin. „Er ist neu hier in der Stadt.“

Jakob nickte stumm und setzte sich an den leeren Platz neben Max. In der ersten Pause versuchte Max, mit ihm zu sprechen: „Hallo! Ich bin Max. Magst du Fußball?“ Jakob antwortete leise: „Nein, danke.“

Aber was Max dann schmeckte, erschreckte ihn. Jakobs Worte schmeckten bitter wie verbrannter Kaffee, scharf und unangenehm. Das war noch nie passiert! Alle anderen Kinder hatten Worte, die nach verschiedenen leckeren Sachen schmeckten. Warum waren Jakobs Worte so bitter?

Max beobachtete Jakob in den nächsten Tagen genauer. Der neue Junge sprach kaum, aß alleine und schaute oft traurig aus dem Fenster. Und immer, wenn er doch einmal etwas sagte – ‚Ja‘, ‚Nein‘ oder ‚Weiß nicht‘ – schmeckte es für Max bitter und traurig.

Ein Herz voller Heimweh

Max konnte nicht aufhören, über Jakob nachzudenken. Am Mittwochnachmittag fasste er sich ein Herz und setzte sich in der großen Pause neben ihn auf die Bank.

„Jakob“, sagte er vorsichtig, „ist alles okay?“ Jakob schaute überrascht auf. Seine Augen glänzten feucht. „Mir fehlt mein Zuhause“, flüsterte er, und das Wort ‚Zuhause‘ schmeckte für Max wie bittere, kalte Asche.

„Wir sind hierher gezogen, weil Papa einen neuen Job hat. Aber ich vermisse meine alten Freunde und mein Zimmer und… und alles.“

Max spürte, wie sein Herz schwer wurde. Er verstand plötzlich, warum Jakobs Worte so bitter schmeckten – sie waren voller Traurigkeit und Heimweh!

„Weißt du was?“, sagte Max spontan, „ich zeige dir meine Lieblingsorte hier! Dann wird diese Stadt auch ein bisschen dein Zuhause.“

Zum ersten Mal lächelte Jakob schwach. „Das… das wäre schön“, sagte er, und Max schmeckte eine winzige Süße in den Worten, wie einen Tropfen Honig in bitterem Tee.

Gemeinsam auf Entdeckungsreise

Von da an wurde Max zu Jakobs persönlichem Stadtführer. Nach der Schule zeigte er ihm den kleinen Park mit der Schaukel, die so hoch schwang, dass man über die Dächer sehen konnte. „Schön“, sagte Jakob – und das Wort schmeckte nicht mehr ganz so bitter.

Sie besuchten die Bäckerei, wo Herr Schmidt immer die leckersten Kekse machte. „Lecker“, lächelte Jakob, als er einen Schokoladenkeks probierte – und Max schmeckte tatsächlich Schokolade in dem Wort!

Langsam, ganz langsam, wurden Jakobs Worte süßer. Als sie gemeinsam durch den bunten Herbstwald spazierten, sagte Jakob: „Wunderschön!“ – und Max schmeckte warmen Apfelkuchen mit Zimt.

Und als sie am Wochenende zusammen im Garten von Max‘ Oma spielten und Jakob lachte, rief er: „Das macht Spaß!“ – und diese Worte schmeckten wie Jakobs liebster Gummibärchen-Geschmack: Erdbeere und Zitrone gemischt.

Max merkte, dass er nicht nur Jakob geholfen hatte, ein neues Zuhause zu finden, sondern auch selbst etwas Wichtiges gelernt hatte: Worte trugen nicht nur Bedeutungen in sich, sondern auch die Gefühle der Menschen, die sie sprachen.

Eine wahre Freundschaft entsteht

Eines Tages, einige Wochen später, saß Jakob neben Max in der Pause und erzählte von seinem Wochenende. „Meine Oma kommt uns nächste Woche besuchen! Und weißt du was? Ich habe ihr erzählt, dass ich hier einen richtig guten Freund gefunden habe.“

Das Wort ‚Freund‘ schmeckte genauso süß wie Erdbeereis – genau wie bei allen anderen auch! Max strahlte übers ganze Gesicht. Jakob war nicht mehr der traurige neue Junge, er war sein Freund geworden. Und seine Worte schmeckten jetzt genauso fröhlich und warm, wie er sich fühlte.

„Max“, sagte Jakob plötzlich nachdenklich, „du warst der Erste, der mir wirklich zugehört hat. Danke, dass du mir geholfen hast, mich hier zu Hause zu fühlen.“

Diese Worte schmeckten für Max wie das allerschönste Geschenk: wie Geburtstagstorte, Weihnachtsplätzchen und warme Schokolade zusammen.

Die wahre Magie der Worte

In diesem besonderen Moment verstand Max, dass seine außergewöhnliche Fähigkeit nicht nur zum Spaß da war. Sie half ihm dabei, zu spüren, wie sich andere Menschen fühlten – und das war das schönste Geschenk von allen. Denn wenn man weiß, wie sich jemand fühlt, kann man ihm helfen, sich besser zu fühlen.

Und das, fand Max, war pure Magie. Die Magie der Freundschaft, des Zuhörens und der liebevollen Worte, die wie der süßeste Honig schmecken und Herzen zum Strahlen bringen können.

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